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Als Triathletin fahre ich kaum Mountainbike, aber da ganz in meiner Nähe in Bad Orb ein Flowtrail entsteht, bin ich neugierig und möchte testen, was es mit dem Flow-Erlebnis auf sich hat. Ein Flowtrail ist eine flüssig zu fahrende Mountainbike-Strecke mit mäßigem Gefälle, kleinen Gegenkurven, Anliegern und welliger Streckenführung unter Ausnutzung des natürlichen topografischen Geländes. Hier erlebt der Mountainbiker das Flowtrail-typische Achterbahngefühl.
Während mein Freund, der mehr Mountainbike-Erfahrung hat, sich gleich erfolgreich an allen Elementen versucht, bin ich damit beschäftigt, mich wieder an das ungewohnte Mountainbike-Fahren zu gewöhnen. Langsam bekomme dann auch ich einen Ansatz von Flow-Gefühl und kann die Begeisterung für solche Trails besser nachvollziehen.
Im Anschluss an die Fahrt bekomme ich noch die Gelegenheit, mich mit den beiden Trailbauern Klaus Bergfeld und Alex Gaul zu unterhalten. Klaus ist Bad Orber mit Herz und Seele, Spessart-Fan und der Initiator des Projekts. Dank ihm gibt es auch das Mountainbike-Wegenetz Spessartbiken im Spessart (www.spessartbiken.de). Er ist selbst passionierter Mountainbiker und sportlicher Allrounder, dabei engagiert er sich vielseitig für die Schaffung neuer touristischer Aktivangebote in der Natur. Alex Gaul betreibt die Bikeschule Trailflow in Freigericht-Somborn. Er ist ebenfalls passionierter Mountainbiker, seit fünf Jahren MTB-Guide und Fahrtechniktrainer (www.trailflow.de). Vor drei Jahren rief er die eigene Bikeschule ins Leben. Er hat viel Zeit in den Alpen verbracht und dort Erfahrung im Bereich Mountainbike sowie touristischer Entwicklung sammeln können.
Alex, du bist der Bauleiter für den Flowtrail in Bad Orb. Du bringst als Landschaftsarchitekt viel Erfahrung und durch deine gute Kenntnis anderer Flowtrails das entsprechende Know-How mit ein. Wie habt ihr die Strecke so „flowig“ bekommen?
Alex: Am wichtigsten ist die Vorplanung. Gefälle und Streckenverlauf müssen in engem Bezug stehen. Ich habe dem Streckenverlauf und der Positionierung der Elemente zum einen Erfahrungswerte zu Grunde gelegt. Zum anderen ist das richtige Gefälle und dann die Anordnung der Kurven sowie deren Radius entscheidend, um ein rundes Fahren zu ermöglichen. Ein Flowtrail soll für jeden Spaß bringen. Also muss er mit langsamer Geschwindigkeit fahrbar sein und bei hoher Geschwindigkeit anspruchsvoller werden. Je nach Untergrund kann man den Streckenverlauf steiler oder flacher gestalten. Ein Flowtrail darf aber ein bestimmtes Gefälle nicht übersteigen sonst wird die Erosion und somit der Pflegeaufwand, um z. B. entstandene Bremswellen wieder zu planieren, zu groß.
Klaus ergänzt: Wir haben damit angefangen, den Streckenverlauf unter Ausnutzung der natürlichen topografischen Gegebenheit zu markieren und zu säubern, danach haben wir ihn abgefahren. Dann merkt man schon, ob es rollt und der Streckenverlauf rund ist. Anschließend die Elemente einbauen, wieder fahren. Jetzt merkt man: Geht oder geht nicht. Sollte etwas nicht funktionieren, müssen die Elemente bzw. der Verlauf überarbeitet werden.
Klaus, du bist der Initiator des Projekts und derjenige, der die meisten Stunden mit dem Trailbau verbracht hat. Kannst du einschätzen, wie viele Stunden du bereits gebuddelt hast?
Klaus: Wir, dass ist zur Zeit ein fester Kern von ca. 20 Mountainbikern, haben bis Dezember 2016 1663 Arbeitsstunden geleistet. Alles ehrenamtlich. Es sind nicht nur begeisterte Biker aus Bad Orb, sondern auch aus dem Freigericht, Gelnhausen, Ulmbach und Steinau, die tatkräftig unterstützen. Einen Kasten Bier gibt es öfters aus Alzenau.
Und das war alles Handarbeit? Was habt ihr an Materialien verwendet?
Klaus: Ja, das war alles Handarbeit, denn Maschinen können sehr viel Schaden am Waldboden anrichten und das wollen wir natürlich nicht. Also haben wir gerecht und die Erde vom Wegrand mit Schubkarren an die entsprechenden Stellen gefahren. Wir haben nur Naturmaterialien verwendet: herbei gefahrene Erde, Baumreste vom letzten Holzeinschlag und unbehandelte Bretter aus einem nahen Sägewerk, das uns unterstützt.
Der Flowtrail zeichnet sich nicht nur durch „flowige“ Kurven, sondern auch seine vielen Elemente aus. Welches sind eure Lieblingselemente?
Klaus: Ich finde den vorletzten Abschnitt im Haseltaltrail besonders gelungen. Hier ist das Gelände abwechslungsreich und die entsprechenden Elemente dazu sind toll zu fahren.
Alex: Jeder Abschnitt hat seinen besonderen Charakter und seine Vorzüge. Mir gefallen die flacheren Stücke ebenso wie das steilere Schlussstück.
Alex, du bist neben Trailbauer auch MTB-Fahrtechniktrainer. Welche Tipps kannst du unseren Lesern geben, damit sie den Flow so richtig spüren? Gibt es etwas zu beachten beim Herunterfahren?
Alex: In einigen Passagen muss man technisch sehr sauber fahren, um die Geschwindigkeit mitzunehmen. Hier gilt es vorrauschauend zu fahren und dosiert an den richtigen Stellen zu bremsen. Je schneller man fahren will, umso schwieriger wird es.
Was findet ihr toll am Mountainbiken im Spessart? Was ist hier so besonders?
Klaus: Die abwechslungsreiche Landschaft, das knackige Auf und Ab der Spessartberge und keine stundenlangen Anstiege. Wenn man sie kennt, auch die vielen Waldpfade. Besonders toll finde ich das große zusammenhängende Waldgebiet, in dem man auch mal fahren kann ohne gleich wieder einem Wanderer, Reiter oder anderen Waldnutzer zu begegnen. Nicht umsonst heißt der Spessart auch Räuberwald.
Alex: Die sehr abwechslungsreichen Trails. Es gibt steilere Passagen, die von Wurzelpassagen und Steinfeldern geprägt sind – ebenso wie sich „flowig“ dahin schlängelnde Trails. Ich bin viel in den verschiedensten Bikeregionen Deutschlands und den Alpen unterwegs und komme doch immer gerne nach Haus zum Biken. Auch wenn man nur zwei Stunden Zeit hat, kann man hier ein paar schöne Trails mitnehmen weil man immer nur recht kurz hinauf muss. Und besonders an heißen Tagen ist es in unserem Wald besser auszuhalten.
Spessart Tourismus und Marketing GmbH
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