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veröffentlicht am 20.07.2017

Der wilde Grimm – Das Musical

Noch ein Grimm? 

Ich spaziere über das Gelände der Dokumenta 14 in Kassel und laufe auf den Parthenon der Bücher zu – diesem überdimensionalen Kunstwerk aus Büchern, das einem griechischen Tempel gleicht. Vor eine Säule bleibe ich stehen und lese die Titel. Das gibt’s doch nicht: da sind ja die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, eingeschweißt in Plastikfolie! Unter abertausenden von Büchern entdecke ich ausgerechnet diese.

Zum ersten Mal in meinem Leben glaube ich an so etwas wie Schicksal. Oder es ist einfach dieser vielgepriesene Mutterinstinkt, der mich geradewegs zum Exportschlager der deutschen Literatur führt. Eines der bekanntesten, weitverbreitetsten und meistübersetzten Bücher der deutschen Sprache. „Und meine beiden Großen haben es geschrieben“, denke ich stolz und lächle in mich hinein. Wobei, richtig erfolgreich war ja erst die Ausgabe mit den Illustrationen meines Jüngsten, Ludwig Emil. „Noch ein Grimm?“ denkt ihr?

Es fing im Sommer 2015 in Birstein an, einer idyllisch gelegenen Gemeinde am Vogelsberg. Casting für ein neues Musical der Wilden Kultur Birstein. Das Stück soll „Der Wilde Grimm“ heißen und von Ludwig Emil Grimm handeln, dem Malerbruder.

Ich bin ziemlich aufgeregt, vor mir sitzen Axel Brauch, Schauspieler und Regisseur, und Jochen Flach, Musiker und Komponist. Am Ende bekomme ich die Rolle der Dorothea Grimm. Mutter von – Achtung – Jakob, Wilhelm (soweit bekannt), Carl Friedrich, Ferdinand, Ludwig Emil und Lotte. Also sechs Grimms! Ich lese erst mal das Drehbuch und mache mich schlau:

Ludwig, liebevoll Luis genannt, war als Maler gerade wiederentdeckt worden und die Herren Boehncke und Sarkowicz hatten seine Lebensgeschichte neu herausgegeben. Doch warum interessieren sich die Birsteiner ausgerechnet für diesen Grimm?

 

 

Die Antwort liegt in seinen Memoiren: Hier berichtet er ausführlich von seinem dreiwöchigen Aufenthalt in Birstein im Jahre 1820, wo ihm die Fürstin von Isenburg die schöne Gräfin Auguste von Wächtersbach vorstellt, die ihm gefällt. Diese Episode seines Lebens ist der Grund für das Musical „Der Wilde Grimm“ und meine sechsfache Mutterschaft.

Nach den ersten Proben wächst in mir langsam ein Gefühl für das Lebern der Mama Grimm – nach dem frühen Tod des Ehemannes alleinerziehende Mutter mit kleinem Budget Ende des 18. Jahrhunderts in Steinau. Während Jakob und Wilhelm keine Probleme machen und neben der ganzen Märchensammelei auch noch die Germanistik mitbegründen, ist Luis ganz schön wild. Lernen will er nicht, lieber draußen in der Natur herumstreifen, Streiche aushecken und ganz besonders: Malen. Sicher macht sich die Mutter Sorgen um seine Zukunft, doch sie unterstützt ihn bedingungslos, zeigt ihm, wie sehr sie ihn liebt und gibt ihm vor Allem eins mit auf den Weg: Du bist Du.

Während der Proben lerne ich all meine „Kinder“ kennen, wobei es Luis gleich zweimal gibt: als Kind und als Erwachsenen. Die anfänglichen Hemmungen fallen bald von mir ab, denn unser Regisseur schafft es, aus diesen mehr als 50 Ensemblemitgliedern eine große Familie zu formen. Ob nun Erzählerin, Soldat, Waschweib oder Bedienstete, ob Gräfin, Fürstin oder Volk, ob Kind oder Erwachsener, ob Chorsänger oder Solist, alle begegnen sich auf Augenhöhe.

 

     

 

Die Essenz aus alldem waren fünf wunderbare Freiluftaufführungen im letzten August vor begeistertem Publikum. Bald ist es wieder soweit. Ich sehe mich vor dem Treppenaufgang hinter der Bühne stehen, Kostüm, Schminke. Es dämmert schon, das Murmeln des Publikums erstirbt, die ersten Töne der Musik erklingen. Da ist es wieder, dieses Kribbeln in der Magengegend, der schnellere Herzschlag, diese Vorfreude gepaart mit einer gehörigen Portion Lampenfieber…

Neben mir Gelächter. Ich schaue mich irritiert um. Eine Schulklasse läuft gutgelaunt durch den Tempel der Literatur. Wie lange stehe ich jetzt schon hier, vor dieser Säule? Hoffentlich habe ich nicht laut mitgesungen. Ich werfe noch einen letzten Blick auf die Grimm‘schen Kinder- und Hausmärchen und wende mich lächelnd ab. Ja, noch ein Grimm.

 

 

Wissenswertes 

Aufführungen:
Donnerstag, 10. August 2017, 20:30 Uhr (Premiere)
Freitag, 11. August 2017, 20:30 Uhr
Samstag, 12. August 2017, 15 Uhr + 20:30 Uhr
Sonntag, 13. August 2017, 15 Uhr + 20:30 Uhr

Openair-Festspielgelände am Schlosspark, Carl-Lomb-Straße 1, Birstein

Spessart Tourismus und Marketing GmbH

Ansprechpartner

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