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Der Weinbau hat in meiner Wahlheimat, dem Spessart-Mainland, schon immer Tradition. Das macht den ganz besonderen Charakter der hiesigen Genussregion aus. Dabei ist das Spessart-Mainland, im Gegensatz zum Würzburger Raum, besonders bekannt für seine vollmundigen Rotweine, die hier auf den regionaltypischen Buntsandsteinböden im Mainviereck hervorragend gedeihen.
Was Tradition hat und damit die Menschen um mich herum prägt, übt auf mich einen starken Reiz aus, denn ich genieße gerne die regionalen Eigenheiten. Dabei interessieren mich aber vor allem die Hintergründe dessen, also all das, was im Verborgenen geschieht und damit einfach dazu gehört – wie zum Beispiel die Weinlese für die Herstellung eines Weines aus der Region.
Am Samstag, den 21. September 2019 war es endlich so weit: Zum ersten Mal bekam ich die Gelegenheit bei einer Weinlese zu unterstützen. Schon im letzten Jahr bekundete ich einem Freund von mir, der mit seiner Familie einen kleinen Weinberg in Großwallstadt unterhält, mein Interesse daran. Das Wetter war an diesem Wochenende geradezu ideal dafür!
Früh um 8:30 Uhr trafen wir uns am „Wengert“. In der kurzen Wartezeit bis zum Beginn um 9 Uhr spürte man bereits die ersten Ausläufer des bevorstehenden Herbstes: Die kühle, frische Morgenluft durchdrang unsere Kleider. Erst als alle Helfer beisammen waren, legten wir los.
Das erste zu lesende Stück lag entlang des Weges auf dem wir angekommen waren. Es umfasste fünf Zeilen der Rebsorte Bacchus. Für die weißen Trauben war es höchste Zeit geerntet zu werden. Die Sonne hatte schon einige Trauben verbrannt, die mit den „überfaulen“ Trauben aussortiert werden mussten. Saftige, „edelfaule“ Trauben hingegen sollten bei den guten Weintrauben verbleiben. Zugegeben – dies zu unterscheiden, war gar nicht so leicht.
Jedem Helfer wurde ein Leseeimer, Gummihandschuhe und eine Traubenschere zur Verfügung gestellt. Bei der Ernte Handschuhe zu tragen, war angenehmer als ich erwartet hatte. Denn durch das Heraustrennen unbrauchbarer Teile, wurden einige Trauben zerschnitten, deren Saft nach einer Weile unheimlich zu kleben begann.
Waren die Leseeimer voll, kam der „Butte-Träger“ um sie zu leeren. Die Butte ist ein spezieller Sammelbehälter, der auf dem Rücken getragen wird. Damit wurden alle gelesenen Trauben vom Weinberg zu einem großen Sammelbehälter verbracht, einer Palettenbox, die auf einem Anhänger platziert war.
Nachdem die fünf Zeilen Bacchus fertig geerntet waren, luden die Weinbergsbesitzer schon zu einer ersten kleinen Stärkung ein. Jedem Beteiligten wurde ein „Weck“ (Brötchen) wahlweise mit Käse, Schwartenmagen oder Presssack (Fränkische Wurstspezialitäten) sowie ein Getränk angeboten. Selbstverständlich wurde dabei auch ein erster guter Tropfen Müller Turgau des Hauses gekostet, der angesichts der idyllischen Kulisse und der spannenden neuen Herausforderung besonders gut mundete!
Als nächstes ging es hangaufwärts an weitere sechs Zeilen. Am Fuße des Weinberges stand die Rebsorte Müller Turgau und am oberen Teil Spätburgunder, welcher sich mit seiner kräftigen dunklen Färbung deutlich von den weißen Trauben abhob. Auch diese Reihen wurden, wie schon der Bacchus beidseitig von uns Helfern handverlesen.
Für die Butte-Träger stellte der Anstieg eine große Herausforderung dar. Die Weinstöcke waren in dieser Lage wesentlich praller behangen, sodass sich die Leseeimer der Erntehelfer rascher füllten. In kurzen Abständen hörte man die Helfer immer wieder deutlich die Butte herbeirufen.
War der Eimer voll und es dauerte mal etwas länger, war das eine günstige Gelegenheit für eine kurze Rast am Wengert mit herrlichem Blick nach unten ins Grüne und auf die Weinbergshütte. Dabei herrschte eine ausgelassene, angenehme Stimmung unter allen Beteiligten, die ich sehr genoss!
Am Spätburgunder angelangt, wurden wir von den Weinbergsbesitzern mit Getränken versorgt und noch einmal genau in die Arbeit eingewiesen. Hier sollte sehr darauf geachtet werden, dass nur gute Trauben in den Leseeimer kommen. Faule, unreife und vertrocknete Trauben mussten unbedingt aussortiert werden, da der Spätburgunder vor seinem eigentlichen „Ausbau“ eingemaischt wird.
Durch die Maischegärung geht die dunkelrote Farbe der Traubenschalen in den Saft über. Das verleiht dem Spätburgunder also seine charakteristische, kräftige Färbung. Bei der Maischegärung sollte es jedoch auf keinen Fall zu einer unkontrollierten Gärung durch beliebige Hefebakterien kommen, die durch faule Trauben eingebracht werden können. Der Winzer beabsichtigt eine kontrollierte Gärung mit von ihm bestimmten Hefekulturen herbeizuführen, damit bei dem Wein im Endprodukt eine gleichbleibend gute Qualität gewährleistet werden kann.
Als auch dieses Stück geschafft war, begaben sich alle Helfer wieder nach unten zur Weinbergshütte. Nun sollte es noch eine deftige Mahlzeit und allerlei Leckereien geben. Von Rindswürsten mit Sauerkraut und Brot über Kochkäse bis hin zu einem sehr guten Apfel-Streuselkuchen war alles geboten. Natürlich gab es auch wieder einen guten Schluck des hervorragenden Hausweines!
Es war ein wirklich schöner Tag am Weinberg, an dem ich viel gelernt habe und sehr angenehme Bekanntschaften machen durfte. Da ich nun eine Vorstellung davon habe, welche Arbeit hinter einem Tropfen edlen Weines steckt, genieße ich jeden Schluck nun mit wesentlich mehr Bedacht. Und auf die Weinlese im nächsten Jahr freue ich mich schon jetzt!
Tourismusverband Spessart Mainland e.V.
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