Wonach suchen Sie?
Mich führt das Abenteuer heute nach Bad Orb, um den Spuren von Räubern bis in den Spessartwald zu folgen. Angeblich sollen sie hier vor vielen Jahren im Wald und in der Stadt ihr Unwesen getrieben haben. Unter ihnen war auch der Räuber Peter von Orb. Seine Legende wurde in der Spessartsagen-Sammlung von Herrlein festgehalten und ist im Spessart immer noch sehr bekannt. Ich bin gespannt, ob ich bei meinem Ausflug vielleicht sogar Überbleibsel von ihm entdecke. Ob es den unverfrorenen Räuber wohl wirklich gegeben hat?
Bevor ich mich auf den Weg mache, recherchiere ich erst einmal, was es mit dem Spessart-Räuber auf sich hat. Die Legende besagt, dass Peter von Orb in den Tiefen des Spessarts und in Bad Orb während des Dreißigjährigen Krieges sein Unwesen trieb. Stets an seiner Seite waren seine Räuberbande sowie ein treuer Fuchs, den er als junges Tier wie einen Hund gezähmt hatte. Heutzutage ist er auch als eine Art Robin Hood des Spessarts bekannt und die Bewohner von Bad Orb lieben seine Legende. Damals jedoch stand ihm nicht jeder wohlwollend gegenüber. Zu seiner Zeit bestahl er die Reichen und beschenkte die Armen. Den größten Teil seiner Erbeutung behielt er aber für sich und seine Bande. Die einfachen Leute achteten ihn dafür, dass er seine eroberten Schätze mit ihnen teilte.
Die Oberschicht jedoch hasste und fürchtete ihn. Sie wollten seinen Kopf, doch er konnte ihnen immer wieder entkommen, da er sich besser als jeder andere in den Wäldern des Spessarts auskannte. Eines Tages gelang es ihnen trotzdem, Peter von Orb zu fangen. Sie fesselten ihn, damit er nicht mehr entkommen konnte. Die Oberschicht mauerte ihn in den Wartturm auf dem Molkenberg in Bad Orb ein und er sollte dort an einem elendigen Hungertod sterben. Die ersten Tage stand es nicht gut um Peter von Orb und er drohte zu verhungern. Sein treuer Fuchs jedoch witterte seine Spur und kam ihm zu Hilfe.
Er begann unter dem Wartturm einen Tunnel zu graben, um Peter von Orb zu befreien. Der Räuber erweiterte den Fluchttunnel. In einer unbeobachteten Nacht floh er schließlich und wurde nie wieder gesehen. Nur sein treuer Freund, der Fuchs, wurde von den Wachen gefunden. Sie erschlugen ihn und vergruben ihn in dem Tunnel, den er selbst ausgebuddelt hatte. Auf das Grab legten sie einen großen Stein, den sogenannten Fuchsstein.
Mein Abenteuer beginnt auf einem Parkplatz in Bad Orb. Von hier aus möchte ich dem Spessartbogen folgen und zum Wartturm auf dem Molkenberg laufen. Ich parke mein Auto und die erste Spurensuche fängt schon an. Der Spessartbogen ist eigentlich sehr gut ausgeschildert, man muss die kleinen Hinweistafeln mit dem markanten Logo nur erst einmal finden. An einem Baum sehe ich dann meinen Wegweiser. Für eine kurze Zeit folge ich einer Straße. Danach biege ich auf einen idyllischen Waldweg ab und fange an meine Kamera einzustellen. Ich bin ja nicht nur zum Spaß hier, sondern möchte auch mögliche Spuren von Räubern dokumentieren. Während ich mich noch auf meine Kamera konzentriere, läuft plötzlich ein Reh genau vor meiner Nase über den Weg. Wir sind anscheinend beide gleichermaßen verwirrt. Es ist acht Uhr früh und keiner hat mit dem jeweils anderen gerechnet. Das Reh läuft in den schützenden Wald und wir beobachten uns gegenseitig für eine kurze Zeit. Ich versuche nebenbei meine Kameraeinstellungen in den Griff zu bekommen, doch das Reh hat genug von mir und läuft in einem eleganten Galopp davon. Ich setzte meinen Weg ohne weitere tierische Begegnungen fort, aber leider auch ohne wirkliche Räuberspuren. Eine Kleinigkeit entdecke ich dann aber doch noch. Am Wegrand steht eine alte verrostete Tür. Hinter ihr ist ein kleiner eingezäunter Bereich, der mit Pflanzen überwuchert ist. Die Tür wirkt neben dem dünnen Drahtzaun irgendwie fehl am Platz. Ob hier mal ein Räuberhaus stand?
Nach einer kurzen Zeit komme ich am Wartturm an und bin sofort beeindruckt. Das Wetter ist super, fast keine Wolke ist am Himmel zusehen und man hat einen wunderschönen Panoramablick auf Bad Orb und den Spessart. Der Turm ist außerdem die erste echte Räuberspur, die ich finden kann. Er steht in 293 Meter Höhe auf dem Molkenberg und ist 8 Meter hoch. Um noch einen besseren Blick auf Bad Orb zu bekommen, laufe ich die 40 Stufen nach oben.
An dem Geländer der Treppe haben Verliebte ihre Schlösser hinterlassen und oben angekommen sehe ich, dass auch die inneren Wände des Aussichtspunktes mit Liebesnachrichten beschrieben sind. Was Peter von Orb wohl dazu sagen würde? Der Aufstieg hat sich trotzdem mehr als gelohnt. Ich sehe mystische Nebelschwaden, die sich am Rande des Waldes bilden, und genieße den Blick. Auch der Spessart ist von hier aus perfekt zu sehen und ich bilde mir ein, wie Peter von Orb dort mit seiner Räuberbande durch die Gegend zieht. Wieder am Boden angekommen, schaue ich mir den Wartturm etwas genauer an.
Hier soll Peter von Orb also eingemauert worden sein? Heutzutage ist in dem Wartturm eine Tür eingebaut. Die hätte der Räuber zu seiner Zeit sicher auch gebrauchen können. Vor der Treppe steht ein Schild mit Informationen über den Wartturm und Peter von Orb. An der Seite des Wartturms finde ich dann auch den Fuchsstein, der für Unwissende wahrscheinlich eher aussieht wie ein normaler mittelgroßer Stein. Ich verspüre den Drang ihn hochzuheben, um zu gucken, ob dort tatsächlich ein kleiner Tunnel verbogen ist, lasse es aber bleiben. Über dem Fuchsstein ist noch einmal ein Schild angebracht, welches die Legende des Peter von Orbs erzählt. Als Besucher ist es also schwer möglich, den Wartturm wieder zu verlassen, ohne etwas über Peter von Orb gelesen zu haben. Mein stiller Begleiter ist heute übrigens der Mond. Er steht hoch am Himmel und mir gelingt es ein Foto mit ihm und dem Wartturm zu schießen. Da der Spessartbogen auch zum Wartturm führt, gibt es Sitzgelegenheiten für Wanderer, die sich hier ausruhen und den Blick genießen können.
Die meiste Zeit seines Lebens hat Peter von Orb im Wald verbracht. Hier konnte er der Oberschicht immer wieder entkommen und hier kannte er sich besser aus, als jeder andere. Es ist für mich nicht das erste Mal, dass ich hinter Bad Orb auf dem Spessartbogen unterwegs bin. Dieses Mal sehe ich den Wald aber mit ganz anderen Augen. Auf der Suche nach möglichen Hinterlassenschaften von Räubern, fallen mir als Erstes die wilden Brombeeren am Wegrand auf. Wie lange die hier wohl schon wachsen?
Ich weiß zwar nicht, was Räuber gerne essen, aber Beeren sind bestimmt dabei. Auf meinem Weg zum Wald laufe ich an Wiesen und zwei verschiedenen Feuerstellen vorbei. Hier haben Peter von Orb und seine Räuberbande sich im Winter sicher vor der Eiseskälte und wilden Tieren geschützt. Ein kleines Stück weiter finde ich dann auch noch eine Räuberleiter. Leider ist weit und breit kein Räuber zusehen. Die Wegweiser des Spessartbogens führen mich endlich in den Wald und ich laufe einen leichten Anstiegt nach oben.
Irgendjemand hat hier eine echte Räuberhütte hinterlassen. Der Wald ist zwischen den Bäumen mit dichtem Dickicht bewachsen. Wenn mich jetzt eine Räuberbande beobachtet, wie ich ihre Hütte erkunde, würde ich es gar nicht merken. Die Hütte ist im Inneren sogar mit Sitzmöglichkeiten eingerichtet und es sieht so aus, als würden die Bewohner gleich wieder kommen. Die Räuber in diesem Wald lassen sich aber immer noch nicht blicken. Außer mir ist im Moment niemand auf dem Spessartbogen unterwegs. Die Zeit vergeht schnell, wenn man einen Fotoapparat mit in den Wald nimmt.
Ich erkunde den Wald noch für eine Weile, in der Hoffnung vielleicht doch noch auf Räuber zu stoßen, und schieße währenddessen Fotos von interessanten Pilzen, Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen und hübschen Pflanzen. Auf meinem Rückweg hüpft mir dann auch noch ein kleiner Frosch über den Weg. Ich versuche meine Kamera so schnell wie möglich zu fokussieren, doch der Frosch ist leider zu schnell und zu klein für mich. Erst das Reh und jetzt der Frosch. Tierfotografin werde ich in diesem Leben anscheinend nicht mehr.
Am Ende meines Abenteuers finde ich Peter von Orb dann aber doch noch. Ich muss ein bisschen schmunzeln, als ich plötzlich die Statue vor der VR-Bank am Untertor in Bad Orb sehe. Dort steht Peter von Orb mit seinem Fuchs schon seit 1980 seelenruhig und bewegt sich nicht vom Fleck. Dass ausgerechnet sein Denkmal über eine Bank wacht, finde ich sehr amüsant. Ob es ihm gefallen würde, dass er über 300 Jahre nach seinem Tod vor einer Bank anzufinden ist?
Zu seinen Lebzeiten hätte er bestimmt nicht über fremdes Geld gewacht. Auf meinem Weg nach Hause mache ich noch einen kurzen Abstecher in einen Getränkeladen, um das Peter von Orb-Bier zu begutachten. Ob es Peter von Orb wirklich gegeben hat, kann ich nicht sagen. Im Wald kann man aber viele Räuberspuren finden und seine Legende lebt in Bad Orb weiter. Hier kann man Peter von Orb als Theatergruppe, Busunternehmen sowie als Biersorte vorfinden und seinen Spuren kann man natürlich auch bis in den Spessart folgen.
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