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Es ist ein frostiger Montagmorgen Ende Februar, an dem ich Rainer Renz und Conrad Schuster bei der Arbeit mit ihrer Weinberggruppe begleite. Rainer hat mir einmal zeigen wollen, dass man nicht nur zur Weinlese in den Weinbergen aktiv werden kann. Dazu treffen wir uns um 9 Uhr am Klingenberger Festplatz beim „Römer“, der großen Weinglas-Figur, ehe es mit dem Kleinbus rauf an den Weinberg geht.
Conrad und Rainer arbeiten als Gruppenleiter für die Lebenshilfe Werkstätten e.V. Schmerlenbach am Standort Großheubach. Sie betreuen eine Gruppe von 11 Menschen mit Behinderung im Alter zwischen 23 und 52 Jahren, die das ganze Jahr über im Weinbau tätig sind, also auch im Winter. Seit 1999 ist der Weinbetrieb der Lebenshilfe „Bioland“ zertifiziert. Das ist nicht nur gut für das ökologische Gleichgewicht – auch die Menschen, die hier am Weinberg arbeiten, profitieren.
Mit mir im Bus sitzt auch ein Teil der Gruppe von Rainer und Conrad. Wir fahren direkt an einen sehr bekannten Aussichtspunkt – den Klingenberger Terroir f Punkt mitten im Weinberg. Auf dem Weg nach oben lerne ich die Gruppe kennen und erfahre auch, welche Arbeiten dort heute anstehen. Bodenbearbeitung mit dem Spaten und der Beschnitt junger Weinreben stehen auf dem Programm.
Am Weinberg angekommen, genieße ich den herrlichen Blick über die Weinberge und den Main. Eiskristalle glitzern in der Morgensonne auf den Wildkräutern. Wir befinden uns hier direkt am Fränkischen Rotwein Wanderweg im westlichen Teil des Spessart-Mainland.
Conrad ist gelernter Winzer und leitet seit über 20 Jahren die Weinberggruppe der Lebenshilfe. Er erklärt mir, was es beim Schneiden der Reben zu beachten gilt. Die Weintrauben gedeihen nur an einjährigen Trieben richtig gut. Das heißt, alte Triebe aus dem Vorjahr müssen im Winter großzügig weggeschnitten werden.
Nach dem Schneiden bleibt am Weinstock nur noch ein „Haupttrieb“ zurück. Diesen gilt es dann zu fördern, damit er neue Triebe bildet, die dann im Herbst wieder reichlich Früchte tragen. Dazu wird er in einem weiteren Arbeitsschritt waagerecht an einen Draht gebunden, sodass er gut nach oben austreiben kann.
Conrad setzt den Rebschnitt der Weinstöcke Reihe für Reihe um. Ihm folgen dann einzelne Mitarbeiter aus seiner Gruppe. Ihre Aufgabe ist es, die abgetrennten Triebe aus den „Haltedrähten“ herauszulösen und mit Rebscheren in Stücke zu schneiden, sodass die Abschnitte dann am Boden gut verrotten und zu Humus werden können. Dabei kann ich auch ein wenig unterstützen.
Parallel dazu geht es an anderer Stelle im Weinberg mit dem Spaten zu Werke. Hier erklärt mir Rainer, worauf es ankommt: Die Chemiekeule darf im Biobetrieb nicht angewendet werden – das versteht sich. Und schwere Maschinen können an den hiesigen terrassierten Weinbergen nicht zum Einsatz kommen. Darum ist Handarbeit gefragt – auch bei der Bodenbearbeitung. So wird der Verbuschung entgegengewirkt – weshalb vor allem die Brombeere dran glauben muss. Nebenbei wird der Boden aufgelockert. Dazu säen Conrad und Rainer mit ihrer Gruppe auch spezielle Kräuter in die Reihen ein, die durch das Verrotten und den Stickstoffeintrag zusätzlich wertvolle Nährstoffe liefern. Und obendrein schützen sie vor der Erosion.
Arbeiten, die außerdem für die Gruppe im Winter anfallen, sind das Freihalten der Buntsandstein-Trockenmauern und Treppen von Pflanzen, was dem Erhalt der Anlage dient.
Für die herausragende Qualität der Weine, die in den Sorten Portugieser, Spätburgunder, Pinotin, Regent, Riesling und Johanniter ausgebaut werden, sind das Klima, der gesunde buntsandsteinreiche Boden, die Sonne und das stetige Wirken der Gute Laune Winzer sehr wichtige Faktoren.
Das Wetter hat es heute wirklich gut mit uns gemeint – an der Aussicht vom Terroir f Punkt bei Sonnenschein und blühenden Mandelbäumen kann ich mich kaum satt sehen… für mich ist das heute der schönste Arbeitsplatz der Welt.
Ein schöner Anlass zum Genuss der Lebenshilfe-Weine ist das alljährliche Hofweinfest am „Rondell“, das dieses Jahr am 9. September am Standort der Werkstatt Großheubach stattfindet. Aber man kann den Wein auch kaufen und zuhause genießen.
Tourismusverband Spessart Mainland e.V.
Ansprechpartner
Industriering 7, 63868 Großwallstadt, Deutschland
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